Graue Wohnungsnot?
Januar 6, 2019 4:50Die geburtenstarken Jahrgänge gehen bald in Rente. Das bedeutet, dass dann eine ganze Generation mit einer, im Verhältnis zu älteren Generationen, niedrigeren Rente auskommen muss. Vor allem die steigenden Wohnkosten sowie der Mangel an altersgerechten Wohnungen sind jetzt schon eine Herausforderung.
Einige Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von einer „Grauen Wohnungsnot“. Studien belegen, dass jetzt schon nur ca. fünf Prozent aller älteren Bürger in einer altersgerechten Wohnung leben und nur wenige Rentner sich die steigenden Mieten leisen können. Ungefähr die Hälfte der Menschen die Wohngeld als staatlichen Zuschuss zur Miete beziehen sind älter als 65 Jahre.
Der demografische Wandel wird dazu führen, dass die Zahl weiter steigt. Aber was bedeutet das für die Gesellschaft? Welche Maßnahmen können hier entgegenwirken? Ein Senior wohnt heute im Durchschnitt auf 59 Quadratmetern Wohnfläche. Im Vergleich bewohnt ein durchschnittlicher Bundesbürger 46 Quadratmeter. Eine einfache Lösung scheint also der Umzug in eine kleinere Wohnung zu sein.
Bisher war ein Umzug in eine kleinere günstigere Wohnung scheinbar nicht nötig, denn viele Menschen leben weiter in der vertrauten Wohnung, auch wenn die Kinder ausgezogen sind und der Partner verstorben ist. Das könnte sich aber ändern. Denn nicht nur in den Großstädten sind Rentner mit den steigenden Miet- und Nebenkosten konfrontiert.
Auch wenn ein Umzug in eine kleinere altersgerechte / stufenlos erreichbare Wohnung nicht immer leicht erscheint, ist dieser Schritt langfristig gesehen eine gute Lösungsmöglichkeit zur Vermeidung der Altersarmut. Denn durch so einen Umzug werden nicht nur die Wohnkosten gesenkt. Wenn bei der Wahl der neuen Wohnung bereits darauf geachtet wird, dass zum Beispiel die Nahversorgung fußläufig erreichbar ist, kann ggf. auf ein Auto verzichtet werden. Wer auf auf stufenlose Zugänge und bodengleiche Duschen achtet, kann für den Fall einer späteren Gebrechlichkeit einen erneuten Umzug ggf. vermeiden. Das Leben in einer altersgerechten Wohnung ist übrigens in jedem Lebensalter äußerst bequem!
Auch immer mehr Immobilieneigentümer verkaufen inzwischen ihr zu groß gewordenes Haus und ziehen in ein für das „vierte Lebensviertel“ angepasstes Zuhause. Eine Idee ist auch das Gründen einer Wohngemeinschaft in der zu groß gewordenen Immobilie. Ein altersgerechter Umbau ist eine weitere Alternative und wird unter bestimmten Voraussetzungen sogar staatlich gefördert.
All diese Maßnahmen können sich auszahlen, denn ein Platz im Pflegeheim kostet auf jeden Fall mehr als eine ambulante Pflege im eigenen Zuhause. Hierzu müssen jedoch die baulichen Voraussetzungen, die unbedingt zur Umsetzung der häuslichen Pflege notwendig sind, erfüllt sein.
Damit für diese Jahrgänge eine würdevolle häusliche Pflege überhaupt möglich wird, müssen bundesweit laut einer Studie bis zum Jahr 2030 ungefähr drei Millionen Wohnungen zusätzlich altersgerecht neu oder umgebaut werden. Das wird viel Geld kosten. Vor diesem Hintergrund fordern Mieterbund und Bauwirtschaft mehr öffentliche Förderung da es sich bei diesem Thema um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe handelt, die es zu lösen gilt.
Die freie Wirtschaft wird das ohne staatliche Fördermaßnahmen nicht leisten können. Zudem wird das Bauen durch die regelmäßigen Verschärfungen der gesetzlichen Vorgaben und der Preissteigerungen durch steigende Rohstoff- und Lohnkosten ständig teurer. Die Herstellungskosten von seniorengerechtem Wohnraum sind zusätzlich nochmal höher. Hinzu kommen die steigenden Grundstückspreise, die aufgrund der notwendigen zentralen Lage für Seniorenwohnungen, ebenfalls zu einer Verteuerung führen.